Mount McKinley - Denali
HOHER KALTER BERG


 

Datum: 19. Mai bis 2. Juni 2010
Gebirge: Denali Ridge
Gipfel: Mount McKinley (Südgipfel) 6194m
Höhendifferenz: etwa 4200 Meter
Beteiligte Personen: Eva, Schorsch, Gerold und ich


 

 

Nach einer fünfmonatigen Planungs- und Vorbereitungszeit geht es am 18. Mai endlich los, von Wien nach Frankfurt und weiter nach Anchorage. Aufgrund der Zeitverschiebung (-10h) fahren wir am gleichen Tag noch weiter nach Talkeetna. Am nächsten Tag fliegen wir, aufgrund des schönen Wetters, schon ins Basislager (2100m).


 

Vom Basislager müssen wir vorerst auf etwa 2000m abfahren bevor der großteils flache Gletscher leicht ansteigt. Das ca. 55kg schwere Gepäck hat es wirklich in sich, vor allem die Last am Schlitten zieht ganz schön, da die Zugvorrichtung noch nicht ausgereift ist. "Lager 2" auf etwa 2400m wählen wir für unsere erste Übernachtung aus. Nach der langen Anreise und dem ersten Wegstück, sind wir froh bald in den Schlafsäcken zu liegen.


 

10cm Neuschnee am Morgen lässt nichts Gutes erahnen, und wir kochen uns erst einmal ein Frühstück. Danach geht es bei bescheidener Sicht etwas bergauf, glücklicherweise es hat aufgehört zu schneien. Bald kommt dann die Sonne durch, und wir marschieren weiter aufwärts am flachen Kahiltna Gletscher bis zu unserem zweiten Lagerplatz auf etwa 2850m.


 

Am nächsten Tag geht’s zum Motorradhügellager auf 3380m, ein blödes Wort, wird aber im Englischen auch nicht viel sinniger "Motor-Cycle Hill Camp" auf 3380m.


 

Ab da beginnt der eigentliche Berg. Ich möchte gerne einen Ruhetag einlegen, wir haben ja genug Zeit, werde aber sofort überstimmt. Wir tragen am nächsten Tag knapp die Hälfte des Gepäcks auf das eigentliche Basislager, das "Medical Camp" auf 4300m. Schorsch und Gerold lassen die Schi gleich auf 3380m zurück, Eva und ich gehen mit Schi bis zum Basislager. Die Abfahrt könnte zwar besser sein, aber ganz nach dem Motto "lieber schlecht gefahren, als gut gegangen" kommen wir auf jeden Fall wieder schneller zurück ins Motorrad-hügellager, obwohl Eva die Schi an einer Blankeisstelle mit den Steigeisen tauscht - sie geht lieber gut, als dass sie schlecht fährt ;-)


 

Am fünften Tag geht es gleich wieder hoch mit dem restlichen Gepäck. Ich habe so an die 27kg am Rücken und es schlaucht mich sehr, einfach zu viel Gepäck. Ich brauche auch deutlich länger als am Vortag. Ich beschließe für mich, zwei Ruhetage am Stück zu machen, Eva zieht mit, Schorsch und Gerold machen nur einen.


 

Etwas ausgeruht und die Zeitumstellung endlich verkraftet geht es einen Tag nach "unseren Bayern" ans Hochlager. Erst einmal Materialtransport auf 5250m. Die Fixseile machen das Blankeis recht leicht, es hat ja ohnehin nur 50°. Eva ist der folgende Grat ein wenig zu luftig, und wir gehen am Kurzseil bis kurz vor dem Hochlager. Gerold hat Höhenprobleme und steigt in der Früh auf 3300m ab. Schorsch ist schon uns voraus unterwegs. Der Lageraufbau am Hochlager gestaltet sich mühevoller als erwartet. Zum Zeltaufbau kommen noch die Windschutzmauern, und das Schneeziegelschneiden ist auf der Höhe auch nicht mehr so toll.


 

Am 28.Mai soll der erste Gipfelversuch sein. Noch um 9 Uhr weht sehr starker Wind (etwa 80km/h) am Denalipass mit stärkeren Böen. Wir gehen erst gar nicht weg vom Hochlager. Da für die nächsten 2 Tage noch schlechteres Wetter vorhergesagt ist, steige ich mit Eva ins "Medizinlager" ab. Schorsch beschließt im Hochlager zu bleiben.

 

Am nächsten Tag ist der beste Gipfeltag seit langem, strahlend blauer Himmel und kaum Wind. Wir ignorieren die Wetterberichte und steigen wieder ins Hochlager auf. Schorsch berichtet uns dann am Abend vom windstillen Gipfel...


2. Gipfelversuch:
Wir gehen um 9 Uhr, bei strahlend blauem Himmel, vom Hochlager weg . Vier andere Gruppen sind auch noch unterwegs. Es gestaltet sich etwas langwierig alle zu überholen, da die meisten am Seil gehen und die ganze Traverse sichern. Kurz vor dem Denalipass zieht es sehr schnell zu, trotzdem gehen wir noch weiter bis zu zum Pass. Dort angekommen bläst uns ein Sturm um die Ohren und unsere Brille vereisen in Sekunden. Die Sicht geht auf 30m herunter und wir drehen um, die anderen haben das schon eher getan. Zwei sind uns gefolgt, drehen aber etwas später auch um. Diesmal beschließen wir, noch auf den nächsten Tag zu warten, ohne abzusteigen.

 

3. Gipfeversuch:
In der Früh ist es nicht besonders schön, viele Restwolken um 7 Uhr, wir warten noch etwas und gehen dann um 9 Uhr 20 doch weg, da es schöner geworden ist. Bis zum Denalipass ist es ja schon bekannt, und wir sind alleine unterwegs. Die Spuren vom Vortag sind meist zugeweht, und das teils knietiefe Stapfen ist recht mühsam. Dann, am Denalipass, ist der schönste Tag, aber der Wind hat Böen bis etwa 60km/h manchmal etwas mehr, und wir halten immer kurz inne. Ab 5800m wird’s besser, und am "Fußballfeld" ist es sogar kurz ganz windstill.

 

Jetzt noch den "Hang der Buße", der heißt nicht ohne Grund so, da er etwas steiler wird und einem noch mal alles abverlangt. Anfangs glaube ich, es geht gar nichts mehr weiter, da ich noch im Tempo des flachen Anstieges davor bin und immer wieder stehen bleibe und verschnaufe. Schließlich kommen wir doch auf den Vorgipfel, das "Kahiltna Horn" mit etwa 6130 Meter. Jetzt zieht es mich förmlich auf den Gipfel. Eva geht es auch gut und folgt mir problemlos. Nach 6h10min erreichen wir dann den etwas windigen Gipfel. Es ist nicht sonderlich kalt, etwa -25°C, aber durch den leichten Wind nicht wirklich angenehm zum Rasten. So steigen wir dann auch bald wieder ab.

 

Knapp 3 Stunden später sind wir wieder im Hochlager, und wir beschließen, noch eine Nacht hier zu bleiben und erst morgen abzusteigen. Wir warten bis die Sonne im Hochlager scheint und bauen dann das Lager ab. Jetzt geht es mit dem ganzen Zeug erst einmal zum "Medizinlager" auf 4300m hinunter. Uns geht es recht gut, und wir entschließen uns, das Basislager auch gleich abzubauen und bis 3380m hinunter zu fahren. Nach dem langwierigen Abbauen und Umpacken beginnt die mühsame Schlittenfahrt. Die dauert doch etwas länger als geplant, da wir mit den schweren Schlitten an zwei Blankeisstellen auf Steigeisen umrüsten müssen. "Außerdem kau ma mit dem scheiß Graffl kane 20 Meter groad aus foarn - des is vielleicht a deppats Klump".

 

Etwa gegen 22h30 kommen wir, vom Schlitten genervt, im "Motorrad-hügellager" an. Wir sind noch nicht wirklich müde, und so fahren wir noch das folgende Stück bis auf etwa 2900m hinunter, vor allem, weil es endlich, auch mit dem Schlitten, einigermaßen schön zu fahren geht. Das letzte Lager stellen wir im totalen Nebel auf und begeben uns zum letzten Mal am Mount McKinley in unsere Schlafsäcke.

 

Wir brauchen am letzten Tag noch gut 4 Stunden zur Landepiste. Mit dem Ding, das die Einheimischen als Schlitten bezeichnen, ist kein richtiges Fahren möglich. Wir würden eher "Drecks Klump" sagen immer wieder überschlägt sich das Ding oder will einen überholen. Ganz unten dann sind ein paar leichte Gegenanstiege die mit dem schweren Schlitten auch noch ganz mühsam sind.

 

Der letzte Hügel, der "Heartbreak Hill", ist eher ein Gemütsbrecher. Er zieht sich noch ganz schön lange hinauf zur Landepiste, obwohl er nur 175Hm hat, doch letztendlich sind wir bei Lisa, der Koordinatorin im Basislager, angekommen - geschafft.


Mit gemischten Gefühlen fliegen wir wieder zurück nach Talkeetna - einerseits mit Wehmut, da wir dieses schöne Gebiet wieder verlassen, andererseits mit Glücksgefühlen, wegen des erreichten Gipfels und weil wir wieder "richtiges" Essen in Aussicht haben. ;-)

Zusammenfassung:

1. Tag: Mittag Flug ins Basislager und Marsch bis zum "Lager2" auf 2400m.

2. Tag: Weiter bis auf 2850m (etwa "Lager3").

3. Tag: Weiter zum "Motorradhügellager" auf 3380m.

4.Tag: Materialtransport aufs eigentliche Basislager (4300m).

5. Tag: Endgültiger Aufstieg aufs eigentliche Basislager ("Medical Camp").

6. Tag: Ruhetag.

7. Tag: Ruhetag.

8.Tag: Materialtransport aufs Hochlager (5250m).

9. Tag: Restlicher Materialtransport aufs Hochlager und Übernachtung.

10. Tag: Erster Gipfelversuch wegen Sturm schon im Hochlager abgebrochen, Abstieg auf 4300m.

11. Tag: Wegen des schönen Wetters Wiederaufstieg aufs Hochlager.

12. Tag: Zweiter Gipfelversuch, am Denalipass wegen Sturm abgebrochen.

13. Tag: Dritter Gipfelversuch und Gipfeltag, Abstieg nur bis zum Hochlager.

14. Tag: Abbau beider Lager und Abstieg /Abfahrt bis auf etwa 2900m.

15. Tag: Fahrt bis kurz vors Basislager und Restaufstieg am "Heartbreak Hill" - aufliegen nach Talkeetna.

Gesamtdauer: 13 ganze und 2 halbe Tage.