DER GROSSE KNALLSTEIN... (2599m)

Datum: 30.11.2003
Gebirge: Niedere Tauern
Gipfel: Großer Knallstein
Höhenmeter: etwa 1500
Beteiligte Personen: Jo und ich


Wir gehen um 9h10 von der malerischen Kirche in St. Nikolai weg. Der Sölkpaß ist auch schon gesperrt, nicht das der Sölkpaß etwas mit unserem Weg zu tun hätte, wir wären ohnehin nur bis zum Ortsgasthof in St. Nikolai gefahren den von dort geht der Weg weg auf den Großen Knallstein. Nach ein paar hundert Metern ist klar: ãDas wäre eine schöne Schitour gewesen. Es liegt schon 30cm Neuschnee auf der Forststasse. Nach etwa zwei Kilometer geht es dann in den Wald und der Schnee wird weniger. Immer wieder kreuzen wir die Forststraße auf der wir mit Schi hätten schön hinaufgehen können. Nach eineinhalb Stunden sind wir dann auf der 1610m hohen Kaltherberghütte. Der Schnee wird tiefer ein halber Meter schon. Wir verlieren auf der Alm den Weg, keine Markierung mehr. Laut der Karte wissen wir zwar wo der Weg in etwa sein müsste, aber durch den Schnee und die Bäume ist nichts zu sehen. Im Sommer werden die Markierungen auf den Steinen wahrscheinlich schön zu sehen Sein aber jetzt ist alles in ein jungfräuliches weiß gehüllt. Wir steigen nach vergeblicher Suche in den steilen Wald ein und finden nach kurzer Zeit einen Elektrozaun. Wir folgen Ihm. Dann geht es ãgefühlsmäßig“ nach oben, da endlich eine Markierung. Nicht weil wir unbedingt einem Weg bräuchten, nein, wir denken das es bei diesen Verhältnissen erheblich leichter sein müsste auf einem , zwar verschneite, aber immerhin ausgetretenen weg zu gehen, als mitten durch den Busch. Kurze Erleichterung am Weg, doch bald kommt die Ernüchterung. Der Hohlweg ist mit Schnee und Latschenästen, die durch die Schneelast in den weg gedrückt werden, zugefüllt. Wir kämpfen uns weiter durch aber glauben nicht so recht dass wir heute auf den Gipfel kommen. 1750, 1800, 1850 Meter zeigt mein Höhenmesser. Ganz langsam kommen wir voran. Der Große Knallstein macht seinem Namen keine Ehre und liegt ruhig und schwer gerade vor uns. Ich rechne Die Zeit die wir noch zum Gipfel brauchen müssten hoch. Wenn wir so weiter gehen sind wir um etwa 18h am Gipfel. Blöd das es zu dieser Jahreszeit so gegen 16h45 finster wird.

Ich habe den Gipfel eigentlich aufgegeben, Jo will es noch nicht wahr haben und spurt voran.
Bei etwa 1950 Meter schließe ich zu Jo auf und beginne mit dem Spuren in eine steile Rinne hinein. Wir sinken bis zum Oberkörper ein. Ich kämpfe mich durch ein kurzes Steilstück das vielleicht 20 Meter lang ist. Oben bin ich total ausgepumpt. Jo geht wieder voran, wir versuchen auf den Grat zu kommen. Schritt für Schritt quälen wir uns nach oben. Ich denke mir was soll’s und sehe es als Konditionstraining und sage fragend zu Jo ãGehen wir mal bis Zwei“ . er stimmt mir zu. Endlich mal die 2000er Marke. Jo ist noch immer voran. Endlich erreichen wir einen Felsrücken mit wenig Schnee. Jo geht unermüdlich weiter. Er übernimmt die meiste Spurarbeit. Ich mache eine kurze Pause, schnell ein paar Schluck des noch lauwarmen Tees und einen Müsliriegel. Jo verschwindet hinter einem Felsrücken. Schon bald 14h ich folge Jo nicht gerade motiviert, folge seinen Spuren teils fast schneefrei teils wieder bis zu hüfte versunken. Plötzlich sehe ich ihn auf einem freien Stein sitzen und eine Pause machen. Ich schließe zu ihm auf und esse auch hastig ein Schinkenbrot denn Jo ist schon wieder im Aufbruch. In den letzten Minuten sind wir schneller vorangekommen und jetzt ist der Weg nur mehr leicht mit Schnee bedeckt. Wir sind mittlerweile doch auf 2200 Meter gekommen. Jetzt umkehren wäre auch blöd. Jo meint ãJetzt pack ma di Huar“. Meine Lebensgeister kommen zurück, auf zum Gipfel denke ich mir. Es geht jetzt den steilen Hang hinauf zum Vorgipfel. Jo voran- ich voran ­ wieder Jo voran . bald schon sind wir auf 2400 Meter. Doch es wird schon bald Drei Uhr nachmittags.

Endlich sehen wir das Gipfelkreuz und lassen es nicht mehr aus den Augen. Wir müssen noch den Hang nach hinten zum eigentlichen Gipfel queren. Ich gehe voran und versuche den Markierungen zu folgen die ich hin und wieder zwischen den halb verschneiten Steinen hervorblitzen sehe. Etwa knietief ist der Schnee bei der Querung bis kurz vor dem Gipfel wo er endlich vom Wind hart gepresst ist. Jetzt beflügelt mich nicht nur der harte Schnee sondern auch das zum Greifen nahe Gipfelkreuz. Um 15 Uhr 16 erreichen wir endlich den Gipfel. Glücklich das wir heute doch noch heraufgekommen sind. Kaiserwetter und super Fernsicht über die schneebedeckten Gipfel der Niederen Tauern. Jo ist nach ein paar Minuten wieder abmarschbereit. Er will vorgehen und meint dass ich ihn beim Hinuntergehen sowieso einhole. Ich genieße noch ein Schinkenbrot und einen Schoko und mache mich dann auch auf den Weg. Zügig geht es runter bis zu den ersten Schneefeldern. Ich hole zu Jo auf indem ich mit den Schuhen abfahre, geht ganz gut da die Hangneigung passt. Als es dann wieder flacher wird und der Schnee tiefer und ´weicher heißt es wieder stapfen, das aber doch deutlich leichter geht als beim Hinaufgehen (no-na). Ich habe wieder zu Jo aufgeschlossen. Wir betrachten die roten Gipfel in der untergehenden Sonne. Traumhaft schön, ja schon fast kitschig sehen die Berge am Firmament aus. Das Stichwort ãAlpenglühen“ kommt mir in den Sinn. Ja, passt hier irgendwie denke ich mir und stapfe weiter talwärts. Bei etwas 2000m wird es finster. So gegen 17 Uhr ist es dann endgültig vorbei mit dem strahlenden Tag und wir montieren unsere Stirnlampen. Das blödste Stück durch die Latschen und den Wald geht es natürlich im Finsteren. Da wir aber den Weg nicht suchen müssen geht es doch recht zügig voran und wir sind so um halb sechs auf wieder auf der Alm.

Jetzt noch der Hatsch durch den Wald zurück bis wir wieder auf der Forststraße sind. Dann gehen wir schon etwas schwerfällig in den in der Zwischenzeit entstandenen Fahrrillen zurück zum Auto. Nach 9 ein halb Stunden erreichen wir doch wesentlich müder als ich mir das vorgestellt habe das Auto.

 

 

Der Vorgipfel das Knallsteines