DER HÖCHSTE PUNKT EUROPAS -
DER ELBRUS (5642m)

Datum: 2.8.2004
Gebirge: Kaukasus
Gipfel: Elbrus Westgipfel 5642m und Ostgipfel 5621m
Höhenmeter: etwa 1700
Beteiligte Personen: Grupe von 9 Leuten bzw. Ernst und ich

 

am Gipfeltag:
Null Uhr, der Wecker an der Uhr biept. Blitzschnell stehe ich auf den ich habe nichts geschlafen diese Nacht. Diesmal empfinde ich den Wecker als Erlösung. Es ist sehr heiß im Obergeschoß der Prijut 11, Socken an und schnell in die Schuhe. Ich gehe nach unten um etwas zu essen. Anja hat ein komplettes Frühstück aufgetischt ich kann nur leichtes essen um diese Zeit. Ein Paar Kekse und ein Fruchtjoghurt müssen reichen. Der Rucksack ist schon fast fertig gepackt der heiße Tee ist schon am Abend zuvor eingefüllt so habe ich reichlich Zeit noch alles einmal durchzugehen und zu kontrollieren ob ich auch alles an Ausrüstung dabei habe was ich glaube zu brauchen. Ich weis auch sofort dass es sicher zu viel sein wird aber Dinge wie die Daunenjacke und Reservehandschuhe kommen mit. Es gibt mir eine gewisse Sicherheit das Wetter betreffend. Konditionell fühle ich mich an diesem Tag oder vielmehr in dieser Nacht sehr gut und der Himmel ist sternenklar. Um Dreiviertel bin ich abmarschbereit und nach einigen Warteminuten, irgendjemand braucht ja immer länger bei größeren Gruppen, geht es dann um 0 Uhr 55 von der Hütte ab. Es ist nicht besonders kalt leicht unter Null würde ich sagen aber bis Sonnenaufgang wird es noch deutlich kälter werden. Der ist erst um 6 Uhr und das heißt 5 Stunden in Dunkelheit über einen sehr flachen, spaltenfreien Gletscher gehen. Folglich heißt das für mich erst einmal das Gehirn ausklinken und völlig automatisiert dahinstapfen.

Die Gruppe geht langsam, sehr langsam, mir nicht unbedingt zu langsam aber eine Geschwindigkeit bei der ich nicht wirklich stressfrei gehen kann so gehe ich nach einer Pause ganz hinten und kann meine Geschwindigkeit mit einigen kleine Zwischenpausen gehen. Kalt wirt es, noch immer nichts von einem Sonnenaufgang. Der Schnee knirscht immer Lauter unter meinen Füßen. Es dürfte jetzt so etwa ­15° haben. Wir sind jetzt schon deutlich über den Pastuhova Felsen und langsam könnte sich die Sonne zeigen, dann endlich so um etwa 10 Minuten vor 6 erscheinen die ersten orangen Streifen am Horizont. Leider verdeckt der Ostgipfel des Elbrus den traumhaften Sonnenaufgang in diese Höhe. Denn auf etwa 5000 Meter ist die Zeit von ersten Licht bis zum tatsächlichen Erscheinen der Sonne sehr kurz und so erstrahlt der Westgipfel bereits um 10 nach 6 in rotem Morgenlicht vor uns.

Die lange Querung zum Sattel zwischen den beiden Gipfeln zehrt an meinen Nerven und an meinen Kopf ab etwa 5200 m habe ich Kopfschmerzen bekommen aber nicht verwunderlich denn diese Höhe ist für mich neu und irgend so was war zu erwarten. Langsam geht es in Richtung Sattel. Es wird flacher. Armin unser Guide hält das langsame Aufstiegstempo auch im flachen genau ein. Ich laufe auf die Gruppe auf. Eine kurze Trinkpause bevor wir auf den sonnenbeschienenen Teil zusteuern um uns wieder ein wenig aufzuwärmen. Am Sattel angekommen lassen wir uns einmal in der Sonne nieder und essen etwas. Herbert aus Wien, einer aus unserer Gruppe ist schon etwas abgeschlagen, aber während der Pause schließt er zu uns auf. Er klagt über Schwindelanfälle und Armin rät ihm umzukehren. Einen Rat den er dankend annimmt und er macht sich mit Nikolai auf den Weg zurück zur Prijut 11 währenddessen sich der Rest der Gruppe aufmacht den Gipfel zu erreichen. Hans und Fritz die beiden Tiroler sind nicht nur konditionell eine Klasse für sich. Ernst und ich bleiben schon unten am Sattel etwas hinter den beiden zurück. langsam geht es nach oben. Man merkt einfach das deutlich wenigere Luft vorhanden ist, den normales gehen ist nicht mehr lange drin alle 50 Meter bleibe ich kurz stehen und verschnaufe. Einen ganz langsamen Gang einzulegen gelingt mir auch nicht so recht und so belasse ich es bei regelmäßigen Verschnaufern.

Der Rest der Gruppe ist am Kraterrand schon deutlich hinter uns und, da es jetzt flacher ist, kann man wieder konstant gehen. Eineinhalb Stunden nach erreichen des Sattels ist es dann soweit. Ernst und ich erreichen etwas nach 10h mindestens 15 Minuten nach Hans und Fritz überglücklich den Gipfel. Ein unbeschreibliches Gefühl bei Kaiserwetter am höchsten Punkt Europas zu stehen. Wir gratulieren und, sind zu Tränen gerührt und machen die ersten Fotos. Bald kommt dann auch der Rest der Gruppe. Gratulationen untereinander, alle sind naturgemäß sehr euphorisch. Fahnen werden geschwenkt und mit extra mitgebrachten Hochprozentigen zugeprostet. Im Norden reicht der Blick bis in die Russische Tiefebene, im Süden hat man das Gefühl den ganzen Kaukasus einzusehen, einfach einzigartig. Ein eigens mitgebrachtes Thermometer zeigt minus 8 Grad Celsius an nachdem es im Schatte der Rucksäcke aufgestellt wurde. Die Zeit am Gipfel ist einerseits sehr gedehnt andererseits vergeht sie wie im Fluge. Ich kann nicht mehr genau sagen wie lange wir oben waren, aber es war mindestens eine halbe Stunde. Dann schweren Herzens müssen wir wieder mit dem Abstieg beginnen. Ernst und ich gehen voran um noch etwas abseits des Weges ein paar Fotos von Kraterrand zu machen. Am Sattel gibt es die letzte gemeinsame Pause, danach trennt sich die Gruppe.

Die meisten gehen gleich hinunter. Armin geht zum Ostgipfel weiter. Hans freut es nicht wirklich noch einen Gipfel zu machen, er ist überglücklich am Jahrestag seines Absturzes am höchsten Punkt Europas gestanden zu haben. Fritz geht in rekordverdächtiger Zeit von 1 Stunde und 20 Minuten zurück zur Prijut 11. Ernst und ich wollen unseren Plan wenn alles gut läuft den Ostgipfel zu besteigen in die Tat umsetzen und folgen den Fußspuren ostwärts. Nach gut einer Stunde doch mühsamen Aufstiegs erreichen wir die kleine Metallpyramide auf 5621 Meter. Jemand sitzt in Kauerstellung daneben. Es ist Armin, er hat gesehen, dass wir ein paar Minuten hinter ihm sind, und auf uns gewartet. Wir gratulieren einander. Der Wind hat seit wir am Sattel weggegangen sind kontinuierlich zugenommen und bläst jetzt schon ganz heftig. Armin geht direkt hinunter wir müssen zurück zum Sattel und unsere Rucksäcke holen. Wir hoffen das es am Sattel windstill ist und wir eine gemütliche Pause machen können, Fehlanzeige. Der Wind wird eher stärker als schwächer und so beschränkt sich die Pause auf das nötigste. Der Abstieg braucht auch seine Zeit denn im unteren Teil wird durch die Sonne bedingt der Schnee immer weicher und tiefer. Jetzt wären Schi sehr angenehm, die gibt für uns aber nicht und so bleibt uns nichts anderes übrig als zu Fuß halb rutschend, halb gehend mit gelegentlichen Stolperern hinunter zu hatschen.

Aber auch dieser Abstieg geht mal zu Ende und so erreichen wir etwa gegen 16 Uhr wieder die Prijut 11. Nach einer Tourdauer von rund 15 Stunden bin ich müde nicht völlig fertig aber sehr müde. Vor allem der Schneematsch im unteren Teil schlauchte mich zunehmend. Fitz hatte in der Zwischenzeit Bier organisiert und so gibt es ein kühles russisches Bier, zwar aus der Dose aber es ist eines der besten Biere die ich je getrunken habe...

Wenn es interessiert: hier die Agentur mit der wir gut die zwei Wochen im Kaukasus verbracht haben.

 

 

Am Gipfel des höchten "Europäers"